Wir arbeiten immer, denn es ist weniger eine lästige Arbeit, als ein uns erfüllendes Leben.

Jesús Gómez Torres

Oaxaca de Juárez ist die quirlige, bunte Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca und liegt in einem Tal der Sierra Madre del Sur auf rund 1550 Meter. Dort passierte es, dass wir endgültige dem Kakao verfielen, als unser lang ersehnter Tabasqueno Mellow Magic Kakao in unserem knalloragenem Haus mitten in der Stadt ankam. Wir entpackten den Kakao, tranken ihn und schmolzen förmlich dahin. So etwas Gutes, hatten wir lange nicht getrunken. Wallo und mir war sofort klar, dass sich eines unsere Selection Produkte, um diese wohltuende Flüssigkeit handeln muss, der wir uns ab sofort voll und ganz widmen wollten. Nichts war naheliegender, als der Molinillo – einem traditionellen Kakaoquirl und mexikanisches Handwerk durch und durch.

Was ist ein Molinillo und woher kommt er?

Als erstes kam die Recherche, denn wir wussten lange nicht, dass dieser schicke, handgeschnitzte Holzstab, mit dem Kakao traditionell aufgeschäumt wird, sich „Molinillo“ nannte. Wir durchforsteten das World Wide Web nach „Kakaolöffel“ und fanden nichts. Erst bei „Kakaoquirl“ kamen erste Hinweise auf seinen eigentlichen Namen, den Molinillo und mit ihm Informationen und Hintergründe über seine Verwendung.

Ein Molinillo ist ein Utensil mit einer langen Geschichte, denn seit Jahrhunderten wird er in Mexiko hergestellt und verwendet, um Kakaogetränke cremig zu schlagen und zu schäumen. Vor etwa 4000 Jahren erfanden die Omeleken den kakaw, der von den Maya vor etwa 2.500-3.000 Jahren kultiviert wurde. Um ca. 1400 n. Chr. war ein Kakaogetränk ein wesentlicher Bestandteil der aztekischen Kultur, den sie xocōlātl nannten. Ursprünglich wurden Pflanzen und einfach Holzstäbe genutzt, um den Kakao zu rühren und schaumig zu schlagen. Dann, im 17 Jahrhundert nach Christi, wurde der Molinillo wie man ihn heute kennt von den spanischen Kolonisten in Mexiko erfunden, um die Zubereitung ihres Kakaogetränks zu erleichtern. Seit dem wird er in Handarbeit hergestellt und genutzt.

Wie benutzt man einen Molinillo?

Während das Wasser, oder die Pflanzenmilch für den Kakao im Topf langsam warm wird und der Kakao beginnt zu schmelzen, wird der Molinillo zum Rühren und Zerdrücken der Kakamasse genutzt, um den Kakao weiter aufzulösen. Wenn der Kakao vollständig geschmolzen ist, nimmt man den Molinillo zwischen seine Handflächen und beginnt ihn rhythmisch zu drehen, während man die Handflächen aneinander reibt. Die Beschaffenheit des Molinillo schäumt den Kakao sanft auf, während die Holzringe an seinem Schaft beim Drehen den Rhythmus vorgeben.

Die richtige Intention setzen

Traditionell, besonders bei Kakaozeremonien, kommt es darauf an, den Molinillo mit der richtigen Intention zu nutzen. Bevor man beginnt zu drehen, sollte man sich sammeln, die Augen schließen, sich auf seinen Herzraum konzentrieren und sich mit sich und seinem Feld verbinden. Dann beginnt man in seinem eigenen Rhythmus den Molinillo zu drehen und die eigene Frequenz, sowie die Frequenz der gesetzten Intention, überträgt sich über den Molinillo in den Kakao, den man anschließend bewusst zu sich nimmt und trinkt.

Auf den richtigen Molinillo kommt es an

Wallo und ich sind davon überzeugt, dass ein Produkt nie nur ein Produkt ist, sondern dass die Frequenzen seiner Materialien und Hersteller mit in ihm stecken. Uns war es daher besonders wichtig, dass unsere Molinillos (wie alle Produkte unserer Selection) in Handarbeit und Liebe hergestellt werden, unter fairen Bedingungen und mit einem bewussten und respektvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Wallo und ich verbrachten daraufhin Stunden im engen Marktgewühle des Mercado Benito Juárez in Oaxaca. Es war uns nicht genug, dort einen Molinillo zu erwerben, wir wollten an die Quelle. Wir wollten die Handwerker hinter den Marktständen kennen lernen und ihre Arbeit sehen und verstehen. Es ist natürlich schwer, als unbekannte „Gringos“ das Vertrauen der Markthändler zu gewinnen. Das braucht viel Zeit und Geduld, doch Zeit hatten wir in Oaxaca de Juarezzu dieser Zeit nicht mehr viel. Doch wenn ich mich festbeiße, dann beiße ich mich fest und gebe nicht auf. Ich recherchierte und recherchierte  und fand am Ende einen Namen: Jesús Torres Gómez, ein Mühlenhandwerker der in vierter Generation Molinillos herstellt. „Das ist unser Mann!“ dachte ich sofort und ihn und seine Familie wollten wir treffen! Mitten im Rechercheflow fand ich bald darauf eine Adresse in Las Ánimas, Santa Catarina Ixtepeji, circa 1,5 h Fahrt von Oaxaca aus in die Berge des Sierra Madre Hochlandes. Was für ein Glück, dass in Lateinamerika fast alles mit einem Messenger Programm zu regeln ist. Ich fand die Nummer von Jesús Gómez Torres heraus, verfasste in gebrochenem Spanisch einen hingebungsvollen Text und erhielt am gleichen Tag eine Antwort! Ich jubelte voller Freude und Vorfreude, denn am nächsten Tag schon, durften Wallo und ich Jesús, seine Familie und seine kleine Werkstatt in den Bergen aufsuchen.

Jesús Gómez Torres und seine Familie

Jesús Gómez Torres, ein Mühlenhandwerker, stammt ursprünglich aus Las Ánimas, Santa Catarina Ixtepeji. Er verkörpert mit seiner Frau die dritte Generation in seiner Familie, die sich der Herstellung von Molinillos hingibt. Seine Kinder arbeiten freiwillig mit und bilden bereits die 4. Generation des kleinen, traditionellen Familienbetriebes. Als wir bei Jeus ankommen, bemerken wir als erstes die unglaubliche Ruhe, dieses kleinen Fleckchens Erde in den Bergen. Sie beruhigt mein wild klopfendes Herz. Meine Spanisch Kenntnisse sind (noch) rudimentär und das Resultat zweier eher fauler Schuljahre vor 20 Jahren. Ich habe Angst, mich nicht genug ausdrücken zu können und halte meinen Notizblock, mit meinen vorgefertigten spanischen Texten, fest umklammert.


Die Luft riech angenehm frisch, nach Blumen und Pinien, durchmischt mit dem Geruch von Holzfeuer, dass in einem kleinen Öfchen einen Wasserkessel erwärmt. Die Sonne wärmt angenehm unsere Haut und Frieden macht sich in uns breit. Meine Angespanntheit verfliegt vollends, als Jesús mit seiner Frau Arminda aus einem kleinen, schiefen Gebäude, strahlend auf uns zulaufen. Seine Augen sind groß, dunkel und die Fältchen schmunzeln uns an, gemeinsam mit seinem dunklen Schnauzbart. Er ist kleiner, als ich und trägt einen großen, landestypischen mexikanischen Cowboy Hut mit einer traditionellen Lederweste. Er führt uns in das schiefe Gebäude aus Holz, Wellblech und Lehm und meine Nase wird mit dem Geruch von frisch geschnittenem Holz erfüllt. Arminda lächelt uns schüchtern an, während Jesus direkt loslegt und mit Stolz von sich, seiner Arbeit, seinem Handwerk und seiner Familie schwärmt – zu Recht.

„Die Arbeit wurde von meinem Großvater begonnen, er brachte sie meinem Vater und meinem Onkel bei. Mein Vater brachte mir und meinen Brüdern das Holzschnitzen bei und 1970 begannen wir, zusätzlich mit Drehbänken zu arbeiten, die von Elektromotoren angetrieben wurden“

Handgefertigte Molinillo Stäbe aus Mexiko

Handarbeit in einer kleinen Werkstatt

Unter Jesús Leitung arbeiten alle mit, seine Frau Arminda, sein Schwager Evencio, seine Tochter Sandra und ab und zu seine Nichte. Jesús erzählt uns, dass er im Alter von neun Jahren von seinem Vater die Kunst erlernt hat, Kiefernholz von Hand zu schnitzen. Später studierte Jesús an der High School in der Stadt Oaxaca und entdeckte dort, dass es Drehmaschinen gibt, die die Arbeit seines Vaters erleichtern könnten. Doch erst in den siebziger Jahren kam Elektrizität in seine Gemeinde. Mit der Elektrizität konnte er endlich beginnen, mit Drehmaschinen zu arbeiten und revolutionierte so das kleine Familienunternehmen.  Dank dieser Drehmaschine begannen sie, vermehrt den Molinillo herzustellen, das Produkt, das sie heute am meisten verkaufen.

Die Herstellung des Molinillos

Jesús Gómez Torres und seine Familie arbeiten mit verschiedenen Holzarten, wie Jacaranda, das sie in den zentralen Tälern beziehen und Esche und Aile-Holz, das sie von zertifizierten Sägewerken in der Sierra Madre beziehen. Er verwendet dabei nur Holz von Bäumen, die zum Fällen markiert sind. Don Jesús ist ein Wächter seiner Wälder, erklärt er, und ist gegen das illegale Fällen von Bäumen. Das Holz, mit dem er arbeitet, ist zertifiziert, das ist ihm sehr wichtig. Er ist derjenige, der dafür verantwortlich ist, das richtige Holz für seine Produktion auszuwählen, erklärt er uns ernst.

Ein Kakao Quirl aus Mexiko. Handgefertigt in einer kleinen Manufaktur

Don Jesús nimmt seinen Hut ab und zeigt und erklärt uns, wie er einen Molinillo herstellt. Nachdem das Holz von ihm persönlich ausgewählt wird, sei es das Schwierigste, aus dem harten Holz kleinere Stücke zu schlagen, die sich für die Weiterverarbeitung eignen. Sein Schwager Evencio schneidet die Stücke grob zu und bereitet sie für die Drehmaschine vor, an der Jesús verschiedene Arten und Größen von Molinillos herstellt. Seine Frau Arminda dekoriert die Holzutensilien, in dem sie wunderschöne Muster hinein brennt. Seine Tochter Sandra kümmert sich derweil um die Molinillios, die weniger der Benutzung, als der Dekoration dienen und malt sie liebevoll in bunten Farben und Mustern an. Wir spüren, dass es Jesús sehr wichtig ist, seine Arbeit zu demonstrieren. Er erzählt,  wie er früher, um seine Produkte zu verkaufen, Kunden finden musste und von seiner Gemeinde in die Stadt laufen musste. Das war eine ganze Tagesreise. Jetzt sind es die Kunden, die aus der Stadt in seine Werkstatt fahren und er lächelt stolz.

Don Jesús beweist seine Leidenschaft für sein Handwerk durch die Sorgfalt, die er in jedes seiner Stücke investiert, und mit dem Stolz und der beinahe kindlichen Freude, während er über seine Arbeit redet. „Wir arbeiten immer“, sagt er. „denn es ist weniger eine lästige Arbeit, als ein uns erfüllendes Leben“.  Das können Wallo und ich nur nachvollziehen. Alles hier wirkt friedlich, liebevoll, entspannt. Wir kommen nicht umhin uns vorzustellen, selbst einmal eine kleine Werkstatt zu haben, in der unsere Hände arbeiten, während unsere Köpfe abschalten, umgeben von ebensolcher wilden, beruhigenden Natur. Wir verlassen die Werkstatt und gehen in den kleinen, mit Blumentöpfen vollgestellten Garten und Jesús schließt mit den Worten: „Es macht uns große Freude, unseren Kindern und Enkeln die Technik und Tradition der Herstellung von Molinillios  beizubringen, hier, in unserer kleinen Werkstatt. Jetzt bieten wir unseren Kunden das Beste. Ich habe vor, es weiter zu machen, weil es mir große Freude macht und weil ich meine Kindern ebenfalls auf den Geschmack gebracht habe.“

Arminda bringt uns frisch gepflückte Birnen und 2 Schemel. Wir setzten uns und genießen die frischen Früchte. Wallo und ich lächeln. Das hier jeder an der Arbeit Freude hat, ist nicht zu übersehen. Wir sind unglaublich glücklich darüber, dass wir Jesús Torres Gómez und seine Familie kennenlernen und treffen durften. Und am meisten freut es uns, dass wir ab sofort ihre Geschichte mit dir teilen dürfen und so aktiv und direkt Brücken schlagen, zwischen ihren Traditionen und ihrem Kunsthandwerk und unserer westlichen Kultur.

Möchtest du deinem Leben, mit unseren Kakao und den von Jesús gefertigten Molinillios, eine neue Tiefe verleihen und damit dieses Projekt und seine Familie unterstützen?

Wir freuen uns von Herzen über deinen Kauf!

Zu unseren Molinillos